GALERIE PROFIL
2007

Als Auftakt 2007 zeigte die britische Künstlerin Ann Noël unter dem Titel „Synoptikum“ einen teils persönlichen, meistens humorvollen und immer ästhetischen Blick in die Kunstgeschichte von den 60ern über die 80er Jahre bis in die Gegenwart – von New York nach Berlin.
Ann Noёls aktuelle und erstmalig ausgestellte Werke beriefen sich auf ihre Tagebücher, Archive und persönliche Erinnerungsstücke. Die Künstlerin kommt aus dem klassischen Bereich der Buchkunst und verbindet diese eher strenge Kunstform mit einer verspielten Neubetrachtung der Collage der 60er Jahre. Form, Inhalt, Bild und Text werden in ihren Collagen organisch vereint und machen die Werke zu Portraits einer Vielzahl renommierter Kunstpersönlichkeiten. Unter anderem treten Nam June Paik, Alison Knowles, AY-O, Daniel Spoerri und Robert Filliou auf.

Von Mitte Februar bis Ende März fand im Rahmen der Reihe „Kunst vor Ort“ eine Sonderausstellung von Victor Kégli statt. Für das Vattenfall Europe Kundenzentrum in Steglitz präsentierte er eine Neugestaltung der Installation „Die Eselsohren des Midas“. Zur Ausstellung erschien ein Katalog.

Von März bis April folgte Victor Kégli mit seiner zweiten Einzelausstellung unter dem Motto „Durchhalten bis zum nächsten schönen Augenblick“.
Der Titel deutete bereits an, dass Werbeslogans eine wichtige Rolle in dieser Ausstellung spielten. Zumal Werbung – Propaganda – Konsum – Politik seit längerem in den vom Aktionskünstlers Kégli betriebenen Feldforschungen unter die Lupe genommen werden.
Die Arbeit Big City Lights bezog beispielsweise die Sprache der Werbung ein. Leuchtkästen, wie sie auch als Werbeplattformen im Stadtraum vorkommen, spiegelten dem Betrachter unter anderem den Slogan „Du solltest sein wie ich“ entgegen.

Im Mai setzten Bruni Hümpel-Jürrs (* 1958) und Heike Ruschmeyer mit der Ausstellung „Eingriffe“ die dieser spontane und offene Intermezzo-Reihe fort. Thema des Intermezzo IX war der Ausdruck des Tabus in der Malerei anhand der Themen „Kindesmissbrauch“ und „Kinderpornographie“.

Gleich im Anschluss fand von Mai bis Juni die Einzelausstellung „Schlaf, Kindlein, schlaf“ von Heike Ruschmeyer statt. Auch in den hier ausgestellten neuen Arbeiten thematisierte die Malerin das Thema Kindheit, ein Schwerpunkt in Heike Ruschmeyers Werk, wobei sie nicht die Idylle einer Kindheit, sondern ihre dunklen Kehrseiten, ihre Bedrohungen bis hin zu dem möglichen frühzeitigen Ende analysierte.

Im Sommer stellte Jaroslaw Kozlowski in seiner zweiten Einzelausstellung in der EMERSON Gallery Berlin die Frage „What’s Going On?“. Der Künstler verwendete einfache Mittel – Spiegel und großformatige, monochrome Aquarelle – und schuf damit ein Environment, das einerseits einladend andererseits verwirrend wirkte. Die Einfachheit und die Unmittelbarkeit der Darstellung regte die Betrachter an, sich auf die ästhetische Welt, die sie betreten hatten, einzulassen.

Im Juli nahm die Galerie an der Kunstmesse Art Bodensee in Dornbirn mit Wolfgang Stiller undFrank Tornow teil.

Im Anschluss, von August bis September fand bereits zum zweiten Mal das SOMMERFEST DER INTERNATIONALEN KUNST statt, diesmal mit dem Länderschwerpunkt Dänemark. Das Festival wurde eröffnet mit einem Kaleidoskop zeitgenössischer Dänischer Malerei von Lone Arendal, Stig Brøgger, Signe Guttormsen, Peter Mandrup und Ivar Tønsberg.
Die fünf Künstler verschiedenster Generationen und auch verschiedenster Stile hatten scheinbar nur eine Gemeinsamkeit, natürlich ausgenommen ihrer Nationalität: die Malerei.
Die Tendenz ist bei den Fünf das Ungegenständliche, aber damit endet auch ihre Ähnlichkeit. Die Ausstellung enthüllte einen Überblick auf die Einflüsse des 20. und 21. Jahrhunderts: von Konkreter Kunst über Pop Art bis zum Minimalismus.

Im September folgte die zweite Einzelausstellung von Rolf Giegold mit dem rätselhaften Titel „100 years limited lifetime warranty“. Rolf Giegolds neue Arbeiten umkreisten das Thema Kunst in der Konsumgesellschaft und werfen u. a. die Frage auf, ob auch die Kunst in unserer Gesellschaft zu einem Konsumprodukt degradiert wird. Wie man Kunst über Kunst macht, zeigt Giegold anhand verschiedener Medien wie Papier, Licht und raumgreifender Skulptur. Sogar ein lebender Hase wird in seiner Ausstellung zum Medium des Künstlers. Der Verweis auf die Fluxusbewegung wird geradezu augenscheinlich. Die durch Kunst aufgeworfene Frage nach der Kunst konkretisiert sich in Giegolds Installation „Wie sich dem lebenden Hasen der tote Beuys erklärt“.

Im Herbst war die Galerie vertreten auf der Kunstmesse Berliner Liste 2007 mit Inge Mahn, Ben Patterson und Pawel Polus.

Im November folgte das INTERMEZZO X , betitelt „The Pornographic Imagination“ mit provokativen Werken von Julia Brodauf und Dietrich Walther (* 1959) zu diesem Thema. Julia Brodauf setzte die Thematik als Serie um, die sich malerisch mit dem Spannungsfeld zwischen öffentlichem Repertoire von Porno-Posen und -Zubehör und privater Intimität beschäftigt. Die Protagonisten ihrer kleinformatigen Gemälde setzen sexuelle Fantasien um, die aus den gängigen Vorlagen bekannt sind und dadurch Eingang in ihr persönliches erotisches Erleben gefunden haben.
In den stark grafisch geprägten Bildern von Dietrich Walther konnten die pornografischen Vorlagen nur erahnt werden – etwa durch die Andeutung eines Blicks, durch verdeckte Körperteile oder durch den Verweis auf ein Geschehen außerhalb der Leinwand. Walther reduzierte die abgebildeten Personen zu androgynen Wesen, ihrer Funktionalität in Sachen Sexualität im Porno-Bild beraubt und als verletzliche Persönlichkeiten dargestellt.

Zum Jahresabschluß und -wechsel präsentierte erstmals der Fluxuspionier Ben Patterson (* 1934 in Pittsburgh/ USA) von November 2007 bis Januar 2008 seine ironisch-kritischen „Feindbilder“ in einer Einzelausstellung. Abgerundet wurde die Ausstellung durch die medienübergreifende Performance „Seven Deadly Sins“, die Patterson gemeinsam mit David Moss, in Anlehnung an Kurt Weill, am 19. Januar 2008 inszenierte und aufführte.