GALERIE PROFIL
2003 – 2004
Den Auftakt bestritt im September 2003 der 1964 geborene Aktions- und Installationskünstler Victor Kégli (* 1964 in Budapest/Ungarn) mit der Einzelausstellung „Die Eselsohren des Midas“. Der in Berlin lebende Künstler wurde im Jahr 2001 mit dem renommierten Georg Kolbe Preis für Junge Kunst ausgezeichnet. Gleichzeitig wurde im historischen Heizkraftwerk Moabit des Energiekonzerns Vattenfall, ehemals Bewag die Ausstellung „Fluxus – Kunst in Berlin!“ mit einer Rauminstallation von Ann Noël (*1944 in Plymouth/UK) sowie weiteren Arbeiten von José Noguero und Manfred Arntz statt.
Als Überleitung zur nächsten Malereiausstellung von Frank Tornow fand Mitte November das erste einwöchige INTERMEZZO I statt. Die Galerie präsentierte in dieser Zeit Arbeiten der Fotografin Andrea Künzig (* 1963) unter dem Titel „Silber und Gold: Visions Palestine“. Die Fotografien dokumentieren eindrucksvoll den Alltag und die Verhältnisse in den palästinensischen Gebieten, insbesondere die Entwicklung der letzten Dekade. (Inzwischen ist auch ein Bildband „Visions: Palestine“ im Kehrer Verlag erschienen). Mit dieser Ausstellung wurde das INTERMEZZO-Programm eingeweiht. Bis zu vier Mal im Jahr finden diese 7 bis 10 Tage dauernden Präsentationen zwischen zwei regulären Ausstellungen des Galerieprogramms statt. Mit der INTERMEZZO-Reihe bekommen wegweisende und bisher unentdeckte Künstler die Möglichkeit, sich und ihre Kunst einem breiteren Publikum vorzustellen. Zur Finissage fand eine Performance mit Nicole Peyrafitte und Pierre Joris statt, mit musikalischer Begleitung von Abed Labbadi.
Anfang Dezember folgte dann die Einzelausstellung „Neue Malerei“ von Frank Tornow (* 1959) der 1995 den VEAG Kunstpreis erhielt. Die Motive der in altmeisterlicher Manier gemalten Bilder schöpft Frank Tornow aus so unterschiedlichen Bildwelten wie dem weltberühmten Kinderbuch „Der Struwwelpeter“, aus Ikonen der Kunstgeschichte vor allem des 16. und 17. Jahrhunderts sowie auch aus eigenen, sehr persönlichen Erinnerungsbildern.
Im Frühjahr 2004 wurde Rolf Giegolds (* 1970) erste Einzelausstellung „V I P – Varianten idealer Präsenz“ eröffnet. Er erhielt für seine konzeptuellen Arbeiten mehrfach Stipendien und Förderpreise und war im Jahr 2003 Stipendiat der Akademie der Künste in Berlin.
Anschließend wurden neue Arbeiten von Heike Ruschmeyer (* 1956) mit dem Titel „Es geschah am helllichten Tag“ ausgestellt. Die Malerin erhielt 1983 den Bernhard-Sprengel-Preis für Bildende Kunst und wurde 1993 mit dem Bernward-Preis für Malerei ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erregte die in Berlin lebende Malerin Aufsehen mit ihrer viel beachteten Ausstellung „Maßlose Zeit“ in der Staatlichen Kunsthalle Berlin. In Zusammenarbeit mit der Freien Akademie für Kunst Berlin wurde der gleichnamige Filmklassiker „Es geschah am helllichten Tag“ (aus dem Jahr 1958) im Rahmen der Veranstaltungsreihe KUNSTvolleFILME gezeigt.
Das Sommerprogramm 2004 leitete das INTERMEZZO II mit Arbeiten von Karin Rosenberg (* 1963) ein. Die Künstlerin stellte in der „Foreigners“ betitelten Schau u.a. ihren aktuellen Entwurf zur Neugestaltung des Persiusplatzes in Berlin-Friedrichshain vor, der im Herbst 2004 fertig gestellt und eingeweiht wurde.
Hiernach folgte die Einzelausstellung „green mile“von Anita Staud (* 1958). Die Berliner Künstlerin präsentierte Arbeiten, die auf eine Ortsbegehung des Viertels rund um die Gartenstraße (Rosenthaler Vorstadt) Bezug nehmen. Zugleich begann Anita Staud einen work-in-progress, um Anwohner des Kiezes und soziale Einrichtungen in ihre Arbeit mit einzubeziehen. Zur Vernissage fand eine Führung durch die Ausstellung mit Constanze Musterer statt.
Im Sommer 2004 gab es den ersten künstlerischen Dialog. Gezeigt wurde „Malerei & Grafik“ von Helmut Gutbrod (* 1958) und Thomas Gentner (* 1963). Die beiden in Berlin lebenden Maler, die sich durch eine sehr unterschiedliche stilistische Handschrift auszeichnen, stellten ihre Werke erstmalig gemeinsam aus. Im Dialog der Bilder kann man mitverfolgen, wie Vereinfachung und Reduktion zu ganz verschiedenen, ja gegensätzlichen Ergebnissen führen. Das große (gemeinsame) Thema beider Maler ist dabei der Mensch.
Nach bereits längerer Zusammenarbeit wurden im Herbst 2004 neue Arbeiten auf Stoff der britischen Künstlerin Ann Noël präsentiert. Die Ausstellung„Four Letter Words“ bildete zugleich den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe mit Tanz, Musik, Theater und dem Podiumsgespräch „Kunst trifft Politik“anlässlich des einjährigen Jubiläums der EMERSON Gallery Berlin.
Ann Noël hatte seit ihrer Mitarbeit von 1969-70 bei der legendären Something Else Press in New York wiederholt mit namhaften Künstlern der Fluxus-Bewegung zusammengearbeitet. Künstlerisch ging sie dennoch einen ganz eigenen Weg. Seit 1980 lebt und arbeitet sie in Berlin. Ann Noël präsentierte in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen ihr vielschichtiges Werk. Unter anderem nahm sie 1999 an der First Liverpool Biennal of Contemporary Art teil und wurde (zusammen mit Emmett Williams) 2004 zur 49. Biennale von Venedig eingeladen (20th Anniversary of Construction in Process, International Artists‘ Museum). Ebenfalls im Herbst 2004 nahm Ann Noël an der 1. International Art Biennale in Lodz (Polen) teil.
Im Anschluss folgte das einwöchige INTERMEZZO IIImit einer neuen Installation von Ingrid Göttlicher. Die Berliner Künstlerin gab der Präsentation den Titel„unbenannt“, in Anlehnung an ihre Forschungsarbeit zu sogenannten „Un-Wörtern“, die die Grundlage der gezeigten Raum- und Klanginstallation bildeten.
Zum Jahresabschluss 2004 fand die Ausstellung „Malerei und Fotografie“ statt. Christiane Meyer (* 1955) und Matthias Müller (* 1956) zeigten eine konzentrierte Auswahl von Arbeiten aus dem Kunstprojekt “Die Nähe. Die Ferne.”, das auf der langjährigen Auseinandersetzung der beiden Berliner Künstler mit Leben und Werk Thomas Bernhards (1931-1989) basiert. In Werkzyklen von Malerei und Fotografie wurden die Erfahrungen ihrer obsessiven Spurensuche auf zahlreichen Studienreisen und die kreative Annäherung an Motive, Schauplätze, Themen und Figuren des österreichischen Dichters in eine Bildsprache ganz eigener Art übersetzt.